Neulich im Netz: ein großes Online-Handelsportal schickte mir die neuesten Musikempfehlungen per Mail. Meine Betreffzeile sah demnach so aus: "Get now: Work (Ltd. Deluxe Edition)" Ist natürlich in meiner Situation nicht ganz ohne Ironie. Allerdings könnte meine Erwerbszukunft ja durchaus im Netz liegen. Eine Akademie in meiner Heimatstadt München bildet Menschen wie mich zum Social Media Manager aus. Ich brauche nur noch jemanden, der mir die knapp 2.000 Euro Kursgebühr bezahlt. In meiner Zunft könnte sich eine Zusatzqualifikation als Social Media Manager also durchaus lohnen. Allerdings könnte ich auch ...
In Situationen wie diesen stehen mir eigentlich alle Möglichkeiten offen. Gleichzeitig habe ich keinen blassen Schimmer, wie es weitergehen soll. Als Statusmeldung, um bei der Netzanalogie zu bleiben, wäre also "irritierterfreut" oder "glücklichratlos" sehr passend. Es kostet allerdings sehr viel Überwindung, sich "irritierterfreut" im notwendigen und gleichzeitig völlig unnötigen Gespräch mit der Personalabteilung nicht anmerken zu lassen. "Glücklichratlos" durch das Arbeitsamt, Verzeihung - durch die Arbeitsagentur zu irren, ist auch nicht unbedingt zielführend.
Aber was sollte eigentlich zielführend sein im Jahr 2010? In den letzten zwei Jahren huschten morgens wie abends die Stein gewordenen Vorstadt-Träume an mir vorbei. Beziehungsweise das, was nach dem Kreditgespräch mit der Bank davon übrig blieb. Ich gehörte auch kurz zu denen, die kurz auf diese Stein-Träume zu hoffen und zu planen wagten und war mir vermeintlich auch schon im Klaren, wieviel Vorstadt für mich akzeptabel wäre. Die Realität ist gut motorisiert, so schnell wie sie einen einholen kann. Jetzt muss ich erstmal etwas finden, was für mich Lebensunterhalt, Berufung und Beruf gleichzeitig sein kann.
Ist eigentlich der Job des Stadt-Beobachters schon vergeben? Wenn nicht, möchte ich, wie es im schönsten Bewerberdeutsch heißt, "im Folgenden großes Interesse signalisieren". Denn wer mit offenen Augen und Notizheft in der Hand nur vom Marienplatz zum Stachus läuft, hat an guten Tagen schon Stoff für Romane. Und wer aufmerksam U- und S-Bahn fährt, erst recht.
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